Ventilspiel

Technische Fragen rund ums Motorrad
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BMWRT7

Ventilspiel

Beitrag von BMWRT7 »

Hallo RT-Freunde,

mal eine Frage zur Motortechnik - sicherlich hat jemand hier im Forum so viel "Motorkenntnis" und Schraubererfahrung um mir das mit einfachen Worten zu erklären.
Ich habe bei meiner Maschine 1150er das Ventilspiel prüfen lasse - ich gebe zu erst nach ca. 35000 Km - der Meister meinte, dass die Ventile doch schon stramm saßen - mit anderen Worten, das Ventilspiel war relativ klein.
Nun bin ich da nur Teilwissend - in dem ich die Grobfunktion der Ventile weiß - aber welche Wirkung hat ein zu geringes Ventilspiel - welche "Gefahr" besteht da?

BMW Gruß

Hans-Dieter
RT-Freunde Gruß
Hans-Dieter

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xxx

Beitrag von xxx »

Hallo Hans-Dieter

einfach ausgedrückt dehnen sich die unterschiedlichen Metalle aus, daher ist schon zum Längenausgleich ein gewisses Ventilspiel notwendig.

Ist das Ventilspiel zu klein, verbrennt der Ventilteller und Sitz, die Ventilsitze werden durch das ständige behämmern über längere Zeit (Kilometer) breitgeschlagen. Undicht.

Das Motorleerlaufverhalten bemerkst Du meist als sehr unruhig. Das Ventil arbeitet sich bildlich ausgedrückt in den Ventilsitz ein, überhitzt. Die Ventilführungen nehmen Schaden, die Abdichtung zum Brennraum und Abtransport der Abgase (Auslaß) stauen sich, die Bauteile erhitzen sich dadurch stärker. Deshalb hast Du an der heißeren Auslaßseite (Auspuff) auch das größere Ventilspiel (0,30MM), im Gegensatz zur kühleren Einlaßseite (0,15mm).

Zu großes Ventilspiel ist genauso schädlich, allerdings eher für die bewegenden Teile, eine Nockenwelle hat eine sogenannte Anlaufbahn, der Kipphebel wird auf dieser geführt, nicht sanft, sondern stoßartig. Dadurch entstehen Pitting (Ausbrüche) in der Oberfläche.

Mit einem etwas zu großem Ventilspiel, so genau kann man dies gar nicht einstellen, Temperatur, Maßhaltigkeit der Blattlehre/Meßstreifen, Statisches Schwingungsverhalten bei Rotation etc. Wichtig ist die saugende Führung der Blattlehre, ob 0,1525, 0,1539, 0,1615 mm ist völlig nebensächlich. Alle rotierenden Bauteile erzeugungen Schwingungen, Resonanzen, durch diese verändern sich die eingestellten Werte im Betrieb ständig.

Wichtig für Dich, Du bewwegst einen Luftheuler, pardon luftgekühlten Motor, dieser reagiert etwas anders auf die Behandlung, wie ein Wassergekühlter. Das korrekte Ventilspiel ist für Lebensdauer Deines Motors wichtig.

Das Selbstüberprüfen und einstellen, ist gerade beim Boxer nicht sehr aufwendig, wenn man weiß, was man macht. Nach der Ventilspielkorrektur sollte Dein freundlicher die Synchronisation (Gleichlauf) überprüfen, das wäre sozusagen das I-Tüpfelchen. Zumindest mache ich dies bei meinen Motoren.

Hast aber viel Glück gehabt, 35000 KM ohne Ventilspielkontrolle, würd ich nicht machen.

Gruß aus Bremen
Frank

Pardon, leider zuviel Text, schaue doch mal auf Gerd seine Seite "Powerboxer". Ich glaube, Gerd hat das Ventilspiel ganz vernünftig erklärt.
RhoihesseRT

Beitrag von RhoihesseRT »

Bei meiner R80/7 war nach einer längeren Autobahnfahrt das Auslassventil am rechten Zylinder abgerissen.
Gemeinsam mit einem verwandten KFZ Mechaniker habe ich dann die Reparatur selbst durch geführt. Bei den Arbeiten stellten wir fest, das beim linken Zylinder das Ventilspiel viel zu groß war, wir gingen dann davon aus, das am abgerissenen Ventil das Spiel auch falsch eingestellt war. Ab diesem Zeitpunkt habe ich bei meinen Zweiventilern das Spiel immer selbst kontrolliert und eingestellt.
BMWRT7

Beitrag von BMWRT7 »

Hallo Frank,

danke - das war genau das was in meinem "Miniwissen" gefehlt hat und was ich auch verstehen konnte.
Ich hatte ja meine Maschine beim Meister wegen meiner Bastelei - Die gute läuft nicht mehr (Benzinleitung) - und da ich mich an Oelwechsel, Bremsen, Luftfilter sowie Zündkerzen selbst ran mache - bleibt meist nur Ventilspiel und Bremsflüssigkeit für den Meister über - wie beschrieben er hat die Ventile eingestellt und auch die Synchronisation vorgenommen - habe erst 60 km mit ihr gefahren - gefühlt läuft sie ruhiger und etwas zügiger.

Nochmals Dank für Deine Ausführungen.

BMW Gruß
Hans-Dieter
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xxx

Beitrag von xxx »

Hallo Hans-Dieter

danke daß Du meinen Ausführungen folgen konntest. Ich habe von meinem Freundlichen Mechaniker den Tipp bekommen, bei der Montage der Schlauchkupplung einen Tropfen Motoröl auf den O-Ring des Kupplungssteckers zu geben. Der O-Ring wäre eine Schwachstelle. Zusätzlich sollte ich nach der Montage die Verkleidung nicht sofort montieren, sondern erst die Kraftstoffanlage unter Druck setzen (Zündung einfach an), die Pumpe erzeugt Druck und die Dichtheit überprüfen, am besten einfach über Nacht stehen lassen und nach feuchten Stellen am nächsten Tag zu schauen.

Bei den nachten Boxern, speziell mit den silber lackierten Motor/Getriebeblöcken sieht man öfter gelbliche Verfärbungen vom austretenden Benzin.

Bei einem netten Kontakt des Twin-Max Imporrteuers, habe ich mir Schnellkupplungen aus Messing von Recta zeigen lassen. Ich war hellauf begeistert, wahre Schmuckstücke (ohne O-Ringe), leider etwas kostspielig,
rund 60€ die Garnitur (Vor & Rücklauf). Beim nächsten Mal sind die fällig.

Die Kunstoffkupplungen haben die Angewohnheit am Übergang Schlauchstutzen/Gehäuse zu brechen (Alterungsbedingt). Unterwegs eine
kniffelige Sache. Ein Stück Messinrohr 8mm und zwei Schlauchschellen
wandern jetzt in mein Bordwerkzeug.

Gruß aus Bremen
Frank

Freue mich für Dich, das Deine RT wieder läuft, hatte dies andere Thema noch nicht bemerkt.
BMWRT7

Beitrag von BMWRT7 »

Hallo Frank,

danke auf für Tipp - mit dem Oel- genau das ist wohl bei mir schief gegangen - ich hatte beim zusammenbau zwar gemerkt, dass es etwas schwer ging - und da wohl auch diesen O-Ring mit nach vorne gedrückt.
Es trat kein Sprit aus - aber dafür hat die Kupplung dann irgendwann den Durchlass geschlossen und ich stand da und es ging nix mehr.
Habe aber nun dazu gelernt und mit Deinem Tipp wird es beim nächsten mal ohne Probleme gehen.

BMW Gruß
Hans-Dieter
RT-Freunde Gruß
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hardholgi

Beitrag von hardholgi »

Frank,
hervorragend und zutreffend beschrieben !

Hans-Dieter,
sowohl bei den alten 2V-Boxern als auch bei den 1100/1150ern muß das Ventilspiel auch zwischen den 10.000km-Intervallen geprüft werden. Es verstellt sich, vor allem, wenn Du öfters mal über 5000/min drehst. Dies ist beim 1200er nach meiner Erfahrung nicht mehr so krass der Fall.

Ein präzises Ventilspiel - exakt gleich auf linker und rechter Seite ! - ist das A und O für einen vibrationsarmen Motorlauf beim Boxer. Plus natürlich einwandfreie Synchronisation. Leider kann man sich hier auf viele Werkstätten nicht verlassen, da wird schon mal plusminus 2/100 Ventilspiel eingestellt, und für die Synchro nimmt man sich auch zu wenig Zeit. Was soll man für 400 Euro Inspektionskosten auch schon erwarten :-(

Hier galt und gilt - auch für die 1200er - am besten selbst Hand an legen. Und wenn es nur zur Prüfung der Werkstattqualität ist.

Grüße,
Holger
--------
RT - since 1987
BMWRT7

Beitrag von BMWRT7 »

Hallo Frank , hallo Holger,

noch einmal auf diesem Wege Dank für die Tpps - ich habe mich bisher dem Thema Ventilspiel offenbar zu wenig zugewendet - werde das aber ändern.
Am Wochenende habe ich mit meinem Schwiegervater (KFZ Mechaniker i.R) gesprochen - anfangs hat er an den alten BMW Motoren gearbeitet - später bei Ford - er wird mir im Frühjahr einen "Werkstatt-Lehrgang - Ventilspiel prüfen und einstellen" abhalten.
So dass ich nicht noch mal mit dem Risiko Motorschaden durch die Gegend fahre, hoffe nur, dass meine Ventile nicht schon "mitgenommen" sind.

BMW Gruß
Hans-Dieter
RT-Freunde Gruß
Hans-Dieter

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