Kurventreiber hat geschrieben: ↑08.11.2020, 17:06
Ralph hat geschrieben: ↑08.11.2020, 15:46
....
Warum soll ich trainieren kurz anzubremsen und erst dann in die ABS-Eisen? Verschenkter Bremsweg, denn wenn ich voll in die Eisen gehe wandert die Last im gleichen Moment Richtung Vorderrad und das ABS holt die maximale Verzögerung raus.
Vorne "langsam" Druck aufbauen und dann steigern sind Techniken vor ABS.
Wieder so eine "fachliche Anmerkung"
Nein, die Lastverteilung auf das Vorderrad ist nicht vor ABS , sondern gerade mit ABS eine optimale Technik für die beste Bremsausbeute. Das Zauberwort hier heißt Flächenpressung, die umso höher ist, je mehr Kraft auf die Kontaktfläche Reifen/Fahrbahn wirkt. Und je mehr Kraft auf eine Reifenfläche wirkt, umso weniger neigt der Reifen zum durchrutschen, also blockieren. Das ist warum das nahezu voll entlastete Hinterrad durch Bremsen ganz schnell zum rutschen neigt.
Nehmen wir an deine RT + Fahrer wiegt ca. 350 Kilo, also ca. 1.700 Newton pro Rad. Das ist die Kraft die auf den Reifen wirkt wenn Du sofort voll in die Eisen gehst.
Oder aber Du verlagerst vor der Vollbremsung die gesamte Kraft von 3.400 Newton auf das Vorderrad. Dadurch hat das Rad deutlich weniger Neigung zum Rutschen, wodurch das ABS viel weniger regeln (=die Bremse öffnen) muss, was wiederum den Bremsweg verkürzt. Je mehr Flächenpressung Du auf dem Reifen hast, umso mehr Bremskräfte kann der Reifen übertragen ohne zu rutschen, und
umso weniger muss ABS den Bremsdruck kurzzeitig unterbrechen.
Das ist der Trick der optimalen ABS Ausbeute
Übrigens sprach ich nicht von "langsam Druck aufbauen" wie Du jetzt schreibst, sondern habe absichtlich den Begriff "minimalkurz" benutzt, was genau das Gegenteil ist. Die Vollbremsung hat quasi 2 Stufen: Stark (aber nicht voll) Anbremsen, dann dauert es keine halbe Sekunde bis das Motorrad vorne in den Knien ist und dann sofort durchdrücken. Da wirkt auf das Vorderrad die maximale Kraft und es kann optimal die meiste Bremskraft übertragen ohne so schnell in den ABS Regelbereich zu kommen. Wie gesagt, so eine 2 Stufige Vollbremsung dauert keine halbe Sekunde, die Bremsbewegung lässt sich wunderbar auch im Stillstand, oder immer wieder mental trainieren (ich mag mentales Training, hilft wirklich !). Irgendwann hast die Bewegung automatisch im Blut.
Wobei: wer dieses nicht möchte, oder traut sich nicht zu, dann ist es immer noch besser sofort in die Eisen zu gehen, dann aber bis zum Stillstand. Dabei geht der Blick nach vorne und nicht auf die Tachonadel
"vor ABS" - damit meine ich die seligen Zeiten bevor Mikroprozessoren das optimale Bremsen übernommen haben. Also noch mal zum Verständnis streiche "vor ABS" setze "vor der Einführung guter ABS-Systeme"
Theoretisch richtige Ăśberlegung mit der Radlastverschiebung - aber die Meter, die man bei dem "Gewicht verlagern" verschenkt fehlen am Ende, dort wo der LKW steht.
Wenn ich nämlich am Beginn der Bremsung vorn und hinten voll reingehe, beim Auto redet man sogar vom
Bremsschlag, dann verzögert auch das Hinterrad und verkürzt den Bremsweg. Die Radlast wandert im Verlauf dynamisch nach vorn und die ABS-Elektronik hält dabei beide Räder in Drehung, um eben die Seitenführungskräfte zu erhalten.
Beim Training (und auch im richtigen Leben bei einer Gefahrbremsung) mit ABS-Motorrädern gibt es die klare Ansage: "Voll rein in die Eisen, vorne und hinten, egal welches Integral- oder sonstiges System da arbeitet"
Der Grundgedanke ist nämlich einen möglichst sicheren Bremsvorgang auf kürzester Strecke abzuwickeln und nicht Kunststückchen zu üben.
Wir haben das ausprobiert, auch bei der DVR-Weiterbildung, und diese Version ergibt den kürzesten Bremsweg - außer vielleicht bei Fahrern, die manuell besser bremsen können als so ein modernes ABS, da gibt es aber nicht sehr viele
Der Niederrheiner hat geschrieben: ↑08.11.2020, 18:38
Hallo Ralf Hallo Henrik,
dann müssen wir einfach bei dem nächsten Fahrsicherheitstraining in diesem Punkt noch mal nachhaken. Folgende Situation wurde geübt: in der Übungsfläche sind zwei Metallplatten eingebaut in unterschiedlich im Abstand. Fahrbahn ist nass. Beschleunigen auf circa 100 KMH. Vollbremsung ins ABS rein. Laut Instructor sollen wir aufpassen, wenn wir an der zweiten Eisenplatte ankommen, dass unsere Geschwindigkeit nicht unter 30 Stunden Kilometer beträgt da sonst keine ABS Wirkung da ist und wir womöglich stürzen würden. So wird es jedes Jahr geübt, das letzte Mal sogar in der Truppe die Andreas organisiert hat mir zwölf RT freuen. Unter anderem war auch der Klaus mit dabei, deshalb deckt sich seine Aussage mit der meinigen.
In der Bedienungsanleitung der T 1200 LC habe ich auch nun gelesen ABS ab 5 Stunden Kilometer.
Ergo werde ich beim nächsten Training im nächsten Jahr diesen Punkt noch einmal genauer ansprechen. Sinn macht es ja so wie ihr beschrieben habt. Auch das dynamische zupacken der Bremse wie Henryk dies beschrieb wurde auch vom Instructor so geleert.
Vielleicht können die anderen mich korrigieren falls ich dies falsch wiedergegeben habe oder ich es einfach falsch verstanden habe.
Wenn man bei so einer Übung 30km/h fährt, wie lange ist dann der Bremsweg bei einer
Gefahrbremsung?
Fausformel ist (Geschwindigkeit durch 10 ins Quadrat) durch 2 - oder in Zahlen (30/10 x 30/10) : 2 = 4,5 , das Ergebnis sind dann Meter, mit heutiger BMW-Technik und guter Fahrbahn sind wir hier sogar unter 4 Meter, oder in Zeit: Weniger als eine Sekunde.
Wenn man nun noch langsamer an diese Übung herangeht lernt der Fahrer nicht mehr viel, bei Tempo 20 wäre das noch ein Bremsweg von 2 m, das ist schneller abgehakt, als dass was zu "erfühlen" oder zum Üben wäre.
Zusätzlich wird die Stabilisierung durch die Kreiselkräfte der Räder merklich weniger, je langsamer das Motorrad fährt, denn die drehen noch langsamer als die Fahrgeschwindikeit, wenn sich das Fahrzeug im Regelbereich befindet.
Wenn ein Mod das Thema hier auskoppeln will, kein Problem fĂĽr mich