Synchro, Leerlauf und GS911-Diagnose

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hardholgi

Synchro, Leerlauf und GS911-Diagnose

Beitrag von hardholgi »

Hallo.

Möchte kurz über meine letzten Aktivitäten an meiner R1200RT (Bj. 2005 mit der damals ausgelieferten langen Hinterachsübersetzung) berichten:

Schon von Anfang an plagt sich meine RT mit einem schlecht synchronisierten Leerlauf herum. Laut Schrauberanleitung sind im Leerlauf Druckunterschiede von 25 mbar zugelassen, bei mir waren´s etwa 20 mbar. Liebe Leute, 20 Millibar !!! Das ist ja sowas von dejustiert und stolpernder Motorlauf. Dieser mangelnde Rundlauf führt zu Ruckeln beim Übergang von Leerlauf auf Teillast und hat auch noch Einfluß auf die Laufruhe bei Teillast. Mein Händler sagt "iss normal, da kann man nichts verbessern."

Bei den 1100/1150ern war das gar kein Problem, da gab es die Bypassschrauben, mit denen man den Leerlauf extrem genau synchronisieren konnte. Leider gibt es das bei der 1200er nicht mehr.

Also dachte ich mir, daß die Stellmotoren an den Drosselklappen, die den Leerlauf regeln (anstatt Choke), wohl dejustiert seien. Mit Hilfe des GS911 Diagnoseinterfaces habe ich diese "neu angelernt", d.h. neu kalibriert. Ohne Erfolg, der Leerlauf war nach wie vor unsynchron.

NÜCHTERNE ERKENNTNIS: es gibt bei den 1200ern KEINE Möglichkeit mehr, den Leerlauf zu synchronisieren, außer - ja, das isses - der versiegelten Drosselklappen-Anschlaugschraube (rechts, nicht links !), die wo da der Hobbyschrauber bei Todesstrafe nicht anfassen darf. Siehe roter Kringel im Foto.

Also folgendes gemacht: die Ist-Position der Anschlagschraube markiert, und dann solange verdreht (insgesamt nur um ca. 30°), bis der Leerlauf perfekt synchronisiert war. Und jetzt ließ sich auch der Teillastbereich sehr viel präziser und vor allem reproduzierbar justieren.

ERGEBNIS: die RT läuft so rund wie noch nie. Kein Ruckeln mehr, wenn man sacht ans Gas geht. Ich kann im 5. Gang ganz weich durch die Ortschaft rollen, ich kann im 6. Gang auf der Landstraße aus unter 2000/min beschleunigen. Der Motor läuft so weich, daß ich im Landstraßenrollmodus die feinen grieseligen Vibrationen, die der neue Z8-Vorderradreifen erzeugt, genau spüren kann.

ACHTUNG: diese ganze Feinjustage funktioniert nur mit einem wirklich sensiblen Unterdruckmanometer, die üblichen Synchronuhren aus dem Handel sind nicht empfindlich genug. Ich arbeite mit einem U-Rohr-System, das hervorragend genau arbeitet.

MEIN FAZIT:
- die fehlende Möglichkeit zur Leerlaufsynchronisation ist ein erheblicher Nachteil gegenüber den Vorgängermodellen.
- ab Werk ist die Leerlaufsync wirklich schlampig schlecht eingestellt - zumindest bei mir.
- die Verbesserung der Laufkultur im Teillastbereich, wenn´s wirklich perfekt eingestellt ist, ist erheblich.
- Ausprobieren ! Ihr könnt die Anschlagschraube ja jederzeit auf den ursprünglichen Wert wieder zurückdrehen, wenn Ihr dem Ergebnis nicht traut.


Gruß,
Holger
RT - since 1987
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