Heute beim TÃœV (Radlager)

[Nordhesse]

Hallo,

so glatt mein R100S durchging, so scheiterte meine RT (KM 43.862). Nicht wie befürchtet an der zuweilen "störrischen" ABS-Wandleuchte sondern an:
DF5.1.3 Radlager 2. Achse ausgeschlagen (EM)

Ich habe nicht mit dem Prüfer gesprochen. Es wird seitliches Spiel des Hinterrades bemängelt. Nachdem ich mich etwas eingelesen habe, stellt sich die Frage:
Habt Ihr eine Mutmaßung, wie "sicher" diese Diagnose ist?
Habe hier gelesen, daß es unterschiedliche Möglichkeiten vom nicht so aufwendigen Wechsel des Lagers bis hin zum umfangreichen Aktionen am HAG (??) gibt (siehe Rep.Anleitung Gerd). Muß ich die Mangelfestellung mehr als "da wackelt etwas, vielleicht das Radlager, vielleicht noch mehr" oder als "definitv Radlager" ansehen?

Falls mein fachkundiger Helfer keine Zeit hat müßte ich evtl. zu BMW. Habt Ihr Mutmaßungen zu den Kosten für Radlagerwechsel hinten bei BMW?

[S Koss]

Du solltest erst mal genau schauen, wo das wackelt. Am wahrscheinlichsten erscheint mir Spiel in der Lagerung des HAG, nicht des Radlagers.

Wenn das hintere Radlager (das grosse am Tellerrad) erkennbares Spiel aufweist, ist meist auch schon der radseitige Wellendichtring beschädigt und es läuft Öl auf's Rad.

Die Kegelrollenlager der Lagerung des HAG an der Schwinge verschleisst häufig mal. Ich hatte das schon mehrfach. Das lässt sich meist nochmal nachstellen, der Verschleiss geht aber weiter und es wird früher oder später wieder anfangen zu wackeln. Stelle die RT auf den Hauptständer, möglichst kein Gewicht hinten, so dass das Hinterrad in der Luft ist. Dann greife das Hinterrad in der 3-Uhr-und 9-Uhr-Position und versuche, es zu bewegen. Wenn am Umfang Spiel zu erkennen ist (ich hatte 5-10 mm geschätzt), schau auf den Übergang Rad-Nabe bzw. HAG-Schwinge; dort erkennt man dann, wo das Spiel herkommt. Vermutlich vom Übergang HAG-Schwinge.

Um die Lager nachzustellen oder zu ersetzen, muss der (innere) Loslagerzapfen und die zugehörige Kontermutter gelöst werden - beim Ersetzen auch der äussere Festlagerzapfen. Ab Werk sind die mit hochfestem Loctite gesichert und müssen gut erwärmt werden, damit man die ohne Beschädigung rausbekommt. Beim Nachstellen dann den Loslagerzapfen gefühlvoll soweit eindrehen, dass gerade kein Spiel mehr zu erfühlen ist. Dazu ggf. das Rad zwischendurch wieder anbringen. Beim Anziehen der Kontermutter darauf achten, dass der Zapfen sich dabei nicht wieder verdreht. Ich habe die bei mir nur noch mit mittelfestem Loctite gesichert. Das reicht auch und man bekommt sie leichter wieder auf, wenn erforderlich.

Wenn Du die Lager ersetzt, solltest Du die Gewinde gründlich von Loctite reinigen bevor Du die Zapfen wieder einsetzt.

[Ace007]

So wie Alles s beschreibt habe ich es auch schon gemacht. Ist erst Mal billiger und einfacher als die Lager im HAG zu wechseln.

[mikels]

Der Bonner aus dem GS-Forum setzt Fachkundig das HAG instant. Einen Link traue ich mich nicht einzusetzen, er hat aber auch eine internet Seite. Man kann es ihm auch zuschicken, denke er kommt aus Bonn NRW.

mike

[Klaus RT]

Hallo Mikels, Du darfst durch aus den Link als PN weiterleiten.

[mikels]

ok ich schreibe Ihm ne PN, danke gür die Rückmeldung

[Nordhesse]

Vielen Dank @Stefan und @Mike. Nun bin ich etwas klüger. Melde mich hier erneut.

[Olaf]

Aus persönlicher Erfahrung und wie Stefan schon schrieb würde ich ersteinmal die beiden Lager ins Auge fassen die das HAG halten'
Die Position 2 im Bild

HAG.JPG

Leider Sondergröße daher kostet eins um die 60 Euro
Da habe ich mittlerweile Erfahrung drin, die zu wechseln....
Die großen Lager im HAG halten locker 200.000 km
Die beiden kleinen Rollenlager die den HAG halten laufen im Idealfrei trocken und verrosten mit der Zeit.

P.S. Das größte Problem ist, das alte Lager aus dem HAG zu bekommen, wenn man da kein Spezialwerkzeug hat oder tricksen kann mit vorhandenen.

[RT-Kalle]

Und nun kommt mein Erlebnis - auch vom TÃœV initiiert vor ca. 3-4 Jahren.
Davor war nur die Neujustierung nötig. Aber an besagtem Termin ging nichts mehr.
Rollenlager mussten ausgetauscht werden. Die Kontermutter des Loslagerzapfens kann nur Ordentlich festgezogen werden mit Spezielwerkzeug
oder mit Werkzeug, das man sich selber für diesen Zweck zurechtgebaut hat.
Selbst mit diesem Spezialwerkzeug ist das Festziehen mit dem richtigen Drehmoment etwas tricky, da man leicht auch dan Zapfen mit der Kontermutter mitdreht
und somit der Zapfendruck auf die Lager wieder etwas zu hoch wird.
Also wieder etwas rausdrehen und neu zwei ruhige Hände und Arme einsetzen.
Evtl. mehrmals diesen Vorgang wiederholen bis sowohl der Druck auf die Rollenlager wie auch das Drehmoment der Kontermutter passen.
Geduld ist also bei dieser Arbeit durchaus angebracht. (Olaf und Stefan besitzen sie!)

[S Koss]

Geduld ist also bei dieser Arbeit durchaus angebracht. (Olaf und Stefan besitzen sie!)

Nicht nur Geduld, sondern auch eine spezielle Nuss für die Kontermutter mit einem seitlichen Schlitz, durch den man mit einem Inbusschlüssel - ein 12er, auch speziell, wenn ich mich nicht irre - während dem Anziehen der Kontermutter den Zapfen am Mitdrehen hindern kann. Die Kontermutter ist relativ flach und wird mit gut 100 Nm angezogen; da rutscht die Nuss gerne mal ab und beschädigt dann den Sechskant der Mutter. Besser geht es mit einem Helfer. Eine Person positioniert mit einer Hand den Drehmoment-Schlüssel korrekt auf der Mutter und sichert so die Nuss gegen Abrutschen und zieht sie mit der anderen Hand an. Der Helfer hält mit dem Inbus am Zapfen gegen. Notfalls schafft man es aber auch alleine.

[RT-Kalle]

Geduld ist also bei dieser Arbeit durchaus angebracht. (Olaf und Stefan besitzen sie!)

Nicht nur Geduld, sondern auch eine spezielle Nuss für die Kontermutter mit einem seitlichen Schlitz, durch den man mit einem Inbusschlüssel - ein 12er, auch speziell, wenn ich mich nicht irre - während dem Anziehen der Kontermutter den Zapfen am Mitdrehen hindern kann. Die Kontermutter ist relativ flach und wird mit gut 100 Nm angezogen; da rutscht die Nuss gerne mal ab und beschädigt dann den Sechskant der Mutter. Besser geht es mit einem Helfer. Eine Person positioniert mit einer Hand den Drehmoment-Schlüssel korrekt auf der Mutter und sichert so die Nuss gegen Abrutschen und zieht sie mit der anderen Hand an. Der Helfer hält mit dem Inbus am Zapfen gegen. Notfalls schafft man es aber auch alleine.

Genau dieses Spezialwekzeug meinte ich! Danke Stefan
Und je weniger Helfer, desto höher der prozentuale Anteil der Geduld.
Wenn jedoch zu viele Helfer da sind, ....

[Peter]

Hallo Marc,
Wie Stefan und Olaf schon gesagt haben ist es bei der 1100 meist die Lagerung Schwinge/HAG. Ist gar nicht so schwer dies selbst zu machen, man braucht nur etwas Werkzeug und neue Bolzen / Lager. Habe ich gerade vor ein paar Tagen bei einem Bekannten machen dürfen.
Natürlich kann man auch nachstellen und dann meckert der TÜV auch nicht über Spiel. Doch meine Erfahrung sagt; das hält nicht lange. Man beachte die Pitting’s auf den Lagern.
Bilder sagen mehr als alle Worte, deshalb hier jetzt die Bolzen und Lager einer 97iger R1100RT mit 77000 Km Laufleistung und das benötigte Werkzeug.

[Peter]

Und weiter,
Das Gewinde sollte einwandfrei gereinigt sein.

Festlagerbolzen Schwinge an Getriebe/Hinterachse 150Nm Gewinde reinigen / Loctite 2701
Loslagerbolzen Schwinge an Getriebe/Hinterachse 7Nm Gewinde reinigen / Loctite 2701
Kontermutter 105Nm Gewinde reinigen / Loctite 2701

[Nordhesse]

Wooow - STARK, jetzt bin ich erstmal sprachlos @ Peter + Olaf + Stefan + Karl ! ! Herzlichen Dank, wirklich sehr interessant und lehrreich für mich. Werde mir das mal in Ruhe zu Gemüte führen.

Bin gestern noch zu einem fachkundigen Bekannten gefahren welcher mir bei meinem 2-V schon weitergeholfen hat. Dessen Ansicht war auch, daß von Olaf mit "2" bezifferte Teil. Es ist schon etwas Spiel spürbar. Mir fehlt da die Erfahrung, ich würde es so auf 3 - 5 mm schätzen, kann aber auch daneben liegen. Ich werde das nochmals mit dem anhand Eurer Infos besprechen - für mich ist das eindeutig zwei Hausnummern zu hoch (zumal kein entsprechendes Werkzeug vorhanden).

HInsichtlich Haltbarkeit des Nachziehens ist zu berücksichtigen, daß meine Jahresfahrleistung derzeit bei ca. 250 - 600 KM liegt (ja 000250 - 000600, bevor da Nachfragen kommen )

Wobei ich ausgerechnet in diesem Monat überlege evtl. mal eine Tour nach Süddeutschland zu machen, dann kämen so ca. 1.200 auf den Tacho. Wenn mir jemand - ohne Gewähr und auf mein alleiniges Risiko (gerne auch per PN) mitteilen könnte, ob das mit dem Moped in diesem Zustand vertretbar scheint, oder lieber nicht, so wäre ich dankbar.

Vorher bekomme ich das mit einer Rep. vermtl. nicht mehr hin. Oder wäre es (aufgrund meiner KM-Leistungen) noch ein Weg bei BMW mal nachzufragen, was das Nachziehen kostet?

[Feuerstuhl]

.....
Oder wäre es (aufgrund meiner KM-Leistungen) noch ein Weg bei BMW mal nachzufragen, was das Nachziehen kostet?

Die Frage ist hier, ob eine BMW-Werkstatt das Nachziehen überhaupt macht!
Ich vermute mal nicht, wegen der Gewährleistung auf die Arbeit!
Zumal wenn eines, oder beide Lager defekt sein könnten!

[S Koss]

Ich habe diese Lager vor kurzem an Sonja's R1100R auch nachgezogen - waren 15 Minuten Arbeit, weil da wohl schon mal jemand dran war und - wie ich das auch mache - nicht mehr mit hochfester Schraubensicherung gesichert hat, sondern nur mit mittelfester. Dadurch war ein Erhitzen mehr erforderlich; das ist mit dem Heissluftföhn die langwierigste Arbeit.

Ich hatte das Spiel auch kurz vor der MFK (so heisst der TÜV bei uns; man wird aber zur Prüfung vorgeladen) bemerkt. Sonja fährt auch nicht sehr viel; deshalb reicht das so erst mal. Bei Gelegenheit werde ich dann mal die Lager tauschen.

[Peter]

Hi Stefan,
Nachgefragt:
Du hast doch sicherlich das Loslager herausgenommen und das Gewinde gereinigt?
Denn auch mittelfeste Schraubensicherung verfälscht das geringe Nm des Loslagers enorm!
Gruß
Peter

[Feuerstuhl]

Ja, an einer privaten Maschine würde ich das auch so machen!
Aber Nordhesse schreibt doch von einer BMW-Werkstatt, in der er mal wg. "nachziehen" anfragen will!

[S Koss]

Hi Stefan,
Nachgefragt:
Du hast doch sicherlich das Loslager herausgenommen und das Gewinde gereinigt?
Denn auch mittelfeste Schraubensicherung verfälscht das geringe Nm des Loslagers enorm!
Gruß
Peter

Nein ich habe das Loslager in diesem Fall drin gelassen, damit der Zapfen den Lagerring in Position hält. Habe nur die aussenliegenden Gewindegänge und die der Kontermutter so gut es so halt geht gereinigt. Das ist aber kein Problem, weil ich das Loslager ja nicht mit dem geringen Drehmoment anziehe, sondern nach Gefühl bis gerade kein Spiel mehr fühlbar ist. Dazu montiere ich das Rad wieder, sonst spürt man das nicht. Zum Kontern dann Rad wieder ab und durch Markieren der Position des Loslagerzapfens bzw. durch Gegenhalten mit dem Spezialwerkzeug sicherstellen, dass er seine Position nicht verändert.

[Feuerstuhl]

Und das alles in 15 Minuten.

[S Koss]

Und das alles in 15 Minuten.

Wenn man weiss, wie es geht, und wenn man das richtige Werkzeug hat, und die Aufwärmerei entfällt, dann geht das. Ich hatte mich auf länger eingestellt bis ich festgestellt hatte, dass ich den Heissluftföhn grundlos bereitgelegt hatte - da hätte ich noch einige Sekunden sparen können.

[Feuerstuhl]

Ich weiß wie das geht!
Alleine zum zweimal Rad ab- u. wieder einbauen braucht man doch mehr als 15 Minuten... Und dann die Einstellerei...
Aber wenn du meinst...

[RT-Kalle]

Sigi, du weißt doch: Stefan ist von der schnellen Sorte.
Erinnere dich an eure Hallgeberaktion in der Tiefgarage in Kohlgrub.

[Peter]

Moin,
melde mich noch mal zu Worte bezüglich des Loslagers. Habe auf dem folgenden Bild mal markiert was passiert wenn man nicht aufpasst beim Anziehen.
Seht ihr die Spuren auf dem Lager? Das ist das Ergebnis wenn beim Anziehen der Kontermutter der Bolzen mitgedreht wird.
Ich ziehe mit den vorgeschrieben Nm an dann die Spezialnuss auf die Kontermutter passenden Ringschlüssel oder Imbus möglichst waagerecht aufsetzen und diesen mit einem Scherenwagenheber oder passenden Holzklotz auf dem Boden gegen Verdrehen sicheren.
Dann reichen auch zwei Hände. Denkt bitte dran das Lager empfindlich sind.
Gruß
Peter

Lager1.jpg

[Nordhesse]

Nochmals herzlichen Dank und nun ein "Update":

Plan war am Samstag einfach mal Meinung BMW einholen. Plan gescheitert da BMW veraltete Öffnungszeiten im Internet hat.
Anekdote am Rande: Mitarbeiterin hat sich das eifrig notiert, sowohl mit den Öffnungszeiten als auch Fehler mit Kopie Fahrzeugschein. Kam natürlich kein Anruf wg Schaden, aber die Nachfrage wo das denn mit den Öffnungszeiten stehen würde - Antwort "Auf Ihrer Website aber natürliche sende ich Ihnen gerne einen Screenshot"

Heute nächster Versuch, nach kurzem Telef. hingefahren. Der hinzugeholte Monteur schien mir recht pfiffig. Er hat Eure "Ferndiagnose" Kegelrollenlager bestätigt. Die (für mich nachvollziehbare) Befürchtung von Feuerstuhl-Sigurd ("Nachziehen macht BMW evtl. nicht") haben sich erfreulicherweise nicht bestätigt.

Maschine steht jetzt bei BMW. Kosten könnten so Richtung EUR 200,- für das Nachziehen betragen.